Spritzenautomaten: handfeste Primärprävention in NRW

Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen über das Automatenprojekt des Landesverbandes:

„Drogenabhängige Menschen sind vielfältigen gesundheitlichen und sozialen Belastungen ausgesetzt. Hierzu zählt auch ein erhöhtes Risiko, sich mit Krankheiten wie HIV oder einer der Hepatitiden zu infizieren. Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, ist es sinnvoll, flächendeckend sterile Spritz- und Rauchutensilien anzubieten.

Seit nunmehr über 30 Jahren ist das vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Spritzenautomatenprojekt eines der erfolgreichsten seiner Art. Von den bundesweit aufgestellten rund 170 Spritzenautomaten befinden sich etwa 110 in Nordrhein-Westfalen.

Für wenig Geld können drogenabhängige Menschen rund um die Uhr und an sieben Tagen der Woche Spritzen, Pflegesets und Rauchutensilien erwerben. Vor allem im ländlichen Raum füllen die Automaten Versorgungslücken. Auch eine fachgerechte Entsorgung gebrauchter Spritzbestecke ist an den Automaten möglich. Die Automaten sind eine wichtige Möglichkeit drogenabhängiger Menschen, für ihre eigene Gesundheit Verantwortung zu übernehmen.

Erfreulicherweise konnte der Anteil an HIV-Neuinfektionen durch intravenösen Drogenkonsum kontinuierlich gesenkt werden. Um HIV weiter zu bekämpfen, ist es aber notwendig, im Bereich der Beratung und des Zugangs zu „safer use“ nicht nachzulassen.
Ich danke der Aidshilfe NRW e.V. ganz herzlich, dass sie das Spritzenautomatenprojekt nach wie vor so engagiert und kompetent koordiniert und die betreibenden Organisationen darin bestärkt, die Automaten regelmäßig zu bestücken und zu pflegen.

Besonders freue ich mich, wenn mit dieser Broschüre weitere Vereine, Verbände und Initiativen sowie Kommunen davon überzeugt werden können, dieses bewährte und wirkungsvolle Projekt zu unterstützen.“

Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre zum 30-jährigen Bestehen des Spritzenautomatenprojekts (PDF-Datei) sowie unter saferuse-nrw.de.

  • Das Spritzenautomatenprojekt gibt es seit 1989. Es richtet sich an Drogen gebrauchende Menschen und wird durch die Aidshilfe NRW umgesetzt. Die Finanzierung erfolgt durch das Gesundheitsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Das überregionale Angebot mit über 100 Automaten, die rund um die Uhr Einwegspritzen, aber auch Pflegesets und Kondome zum Selbstkostenpreis zugänglich machen und zugleich die sichere Entsorgung gebrauchter Spritzen ermöglichen, hat sich bewährt. Die Automaten ermöglichen einen diskreten und anonymen Zugang zu sterilen Spritzutensilien. Das Spritzenautomatenprojekt ist ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept der akzeptierenden Drogenarbeit in NRW Es geht nicht um die Entwöhnung vom Drogenkonsum, sondern um die Verbesserung der Lebensbedingungen von Drogen konsumierenden Menschen. Schäden, die mit dem Gebrauch von Drogen einhergehen können, sollen reduziert werden (harm reduction). Die Automaten werden von unterschiedlichen Organisationen betrieben, darunter Aidshilfen, kommunale Drogenund Drogenselbsthilfeeinrichtungen, Gesundheitsämter, Apotheken sowie kirchliche und freie Träger. Immer noch gibt es Regionen, in denen bislang kein Automat aufgestellt werden konnte, weil dort nach wie vor Vorbehalte herrschen. Unser Ziel ist eine flächendeckende Versorgung mit Automaten in ganz NRW.

  • Unsere Spritzenautomaten verfügen über mindestens sieben Warenschächte. Sie sind mit Spritzbestecken bestückt: eine Verpackungseinheit enthält eine 2-ml-Spritze, kombiniert mit einer 12, 16, 20 oder 25 mm langen Kanüle sowie einem Einmalfilter, und kostet 0,50 Euro. Ein Schacht enthält Pflegesets mit Hautcreme, Vitamin C, Kochsalzlösung und Alkoholtupfer, ein weiterer Caresets mit Stericup (Aufkochpfännchen) und Filter sowie Alkoholtupfer. In den beiden übrigen Schächten befinden sich Kondome und Cruisingpacks. Außerdem verfügt jeder Spritzenautomat über einen speziellen Entsorgungsschacht, in den gebrauchte Spritzbestecke eingeworfen werden können. Die Päckchen enthalten zudem wichtige Informationen zur Handhabung der Utensilien und zur Entsorgung gebrauchter Spritzen sowie die Telefonnummer des Rettungsdienstes für Notfälle.

  • Durch gemeinsam gebrauchte Spritzen (needle sharing)können HIV, Hepatitis C und andere Infektionskrankheiten übertragen werden. Daher ist es wichtig, dass den Drogenkonsumierenden sterile Spritzen und Spritzutensilien zur Verfügung stehen. Durch die Aufstellung von Spritzenautomaten konnte bei intravenös Drogengebrauchenden die Neuinfektionsrate von HIV erheblich gesenkt werden, die Verbreitung von Hepatitis C ist aber nach wie vor sehr hoch.

  • Das Spritzenautomatenprojekt ist auch weiterhin auf die Unterstützung und das Engagement von Einzelpersonenund Organisationen angewiesen. Dies kann durch das Aufstellen und das Betreiben eines Automaten geschehen oder auch durch die Anregung einer Diskussion vor Ort, wenn Widerstände gegen die Aufstellung zu erwarten sind. Gern setzen wir uns bei Interesse mit Ihnen in Verbindung, um Ihnen nähere Einzelheiten zum Projekt zu erläutern. Sollten Sie in Ihrer Nähe Bedarf für einen Spritzenautomaten sehen, schicken Sie uns bitte eine Nachricht. Noch immer gibt es in NRW Regionen und Orte, wo die Aufstellung von Spritzenautomaten bislang nicht möglich war. Hier brauchen wir auf jeden Fall interessierte und kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vor Ort, die unsere Interessen vertreten und sich in die Diskussion einschalten. Tragen sie mit dazu bei, dass im Interesse der Gesundheit vieler Drogen gebrauchender Menschen die Spritzenautomaten bedarfsgerecht und flächendeckend in allen Regionen in NRW zugänglich sind! Die Gesundheit und das Wohlergehen der Drogengebrauchenden dürfen uns nicht egal sein!

    Bei Fragen zum Automatenprojekt steht Ihnen Brigitte Bersch gerne zur Verfügung.

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